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Didaktik - Konstruktivismus - Parabel
„Ein indischer Fürst ließ einmal einen Elefanten in
einen dunklen Raum bringen. Eine Gruppe seiner hervorragendsten Wissenschaftler
untersuchten den Elefanten. Einer betastete das Bein und sagte, dieses Wesen sei
wie ein Baum. Ein anderer betastete das Ohr und sagte, dieses Wesen sei wie ein
großes Blatt einer Lotusblüte. Ein anderer beschäftigte sich mit dem Schwanz
des Elefanten und kam zu dem Schluss, der Elefant habe das Wesen eines Aales.
Diesem widersprach der Erforscher des Rückens, dem der Elefant das Wesen eines
Walfisches zu haben schien. Über soviel Dummheit und Ignoranz konnte der
Erforscher des Rüssels nur lachen. Für ihn war klar, dass der Elefant einer
Schlange gleich sei. Voller Trauer über die Geistesgestörtheit seiner Kollegen
wandte sich der Philosoph des Stoßzahnes ab, hatte er doch erkannt, dass der
glatte elfenbeinige Charakter dieses Wesens war. Als dann der Narr mit der
Laterne auftauchte, war die Diskussion komischerweise noch längst nicht
beendet. Einzelne Diskutanten forderten ihn auf, sich doch bitte seiner dummen
positivistischen Argumente zu enthalten und das Licht wieder auszuknipsen.“ Diese Parabel besagt im Grunde nichts anderes als das,
was der Konstruktivismus wissenschaftlicher und erkenntnistheoretisch
formuliert, wenn er zum Ausdruck bringt, dass die Wirklichkeit, wie sie
unabhängig vom Subjekt existiert, nicht erkannt werden kann und jedes Subjekt
sich seine Wirklichkeit konstruiert - wenn auch mit Einschränkungen. Diese
Konstruktionen haben allerdings keinen ontologischen Charakter, sondern stellen
nur eine Möglichkeit des Denkens, Fühlens und Handelns dar. |
Copyright 2000-2005 Gaby Heintz